Brauchtum und Tradition in Watterbach

Tradition und Gemeinschaftssinn wird in Watterbach groß geschrieben. Daher sind bis heute fünf Bräuche erhalten geblieben und werden liebevoll weitergepflegt:

Winter austreiben

Am 3. Fastensonntag feiert die Watterbacher Jugend ihr großes Fest. Bereits eine Woche vorher machen sich einige Watterbacher in den Wald, um dort das "Bärlappmoos" zu holen. Dieses Moos, das bis zu 2 Meter lange Stränge hat, wird dann in einer Scheune auf eine Rolle gebunden. Am 3. Sonntag in der Fastenzeit Wird dann der Winter vertrieben. Ein Kind wird als Sommer mit dem Bärlappmoos eingewickelt, ein weiteres trägt einen großen, aus Stroh gebundenen Hut und spielt den Winter. Alle anderen Kinder aus Watterbach tragen bunt geschmückte Körbe.

Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, ziehen sie von Haus zu Haus und singen uralte, überlieferte Verse, sie lauten:

Heut is de 3.Sundi in de Faschte,
do leert de Bauer de Kaschte,
un wenn de Bauer de Kaschte leert,
dann geids a gudi Ernte.
Summer, Summer Meier,
die Hüngeli leiche die Eier,
die Krabbe fresse die Schoale,
de Bauer muß bezoale.
Hei, hei Glück ins Haus,
Eier, Schmalz un Weismehl raus

Dann gehen die Kinder ins Haus, der "Sommer" reißt ein Fenster auf, jedoch der "Winter" will es wieder schließen. Nach einem kurzen "Kampf" siegt der Sommer über den Winter. Die anderen Kinder sammeln Eier, Fett, Mehl und Obst.
Nachdem sie in allen Häusern waren, gehen sie in ein vorher bestimmtes Haus, das jedes Jahr gewechselt wird. Hier werden nun Pfannkuchen gebacken. So nach und nach treffen auch die Erwachsenen ein. Am späten Nachmittag dann wird der Strohhut des "Winters" über dem Waldbach verbrannt. Somit ist der Winter in Watterbach ausgetrieben. Anschließend werden noch gemeinsam gebackene Eier verzehrt und in fröhlicher Runde läßt man einen schönen, für die Kinder anstrengenden Tag gemütlich ausklingen.
Wie lange dieser Brauch in Watterbach begangen wird, weiß keiner. Vermutlich gibt es ihn schon mehrere Jahrhunderte lang. Das älteste bekannte Bild, stammt aus dem Jahr 1920.

>> Video zum Winteraustreiben 2017 (main.tv)


Raspeln

An Karfreitag und Karsamstag ziehen Kinder durch den Ort. Jeweils morgens um 6, 12, 18 Uhr, zum Kreuzweg und zur Liturgie werden eigene Texte gesprochen und dazu kräftig geraspelt. Nach dem 6 Uhr Raspeln gibt es im Pfarrhaus ein ausgedehntes Frühstück, das gerne nicht nur von Kindern angenommen wird. An Karsamstag wird zusätzlich noch in der Schrahmühle geraspelt.


Muttergottestragen

In der Adventszeit, vom 6.12. bis zum hl. Abend gehen die Watterbacher Kinder jeden Abend von Haus zu Haus zur "Herbergsuche". Sie bitten um eine gute Unterkunft für die Marienfigur. Hierbei werden eigene Lieder und Texte vorgetragen, bis die Muttergottes am nächsten Abend wieder weiter ins nächste Haus getragen wird.
Die Kinder bitten auch um eine Spende, die guten Zwecken zugeführt wird. Der Brauch des Muttergottestragens wurde 1953 unter dem damaligen Watterbacher Pfarrer Josef Knödl eingeführt. Im Advent 2013 jährte sich der Brauch schon zum 60. mal.


Martinszug

Zum Martinstag findet alljährlich der Martinszug durch die Straßen von Watterbach statt. "Groß und Klein" singen gemeinsam alte und auch neue Martinslieder. Anschließend tragen die älteren Kinder ein Martinsspiel vor und die Martinsbrötchen werden gemeinsam geteilt. Danach läßt man den Abend noch in gemütlicher Atmosphäre mit einer Martinsfeier im Pfarrhaus ausklingen.


Sternsingeraktion

Am 6. Januar zieht die Ministrantengruppe, als Heilige Drei Könige verkleidet, mit dem Stern und mit Weihrauch durch Watterbach und in die Schrahmühle. Sie sagen Gedichte auf, schreiben "C + M + B" (christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus) + die neue Jahreszahl an die Haustüren und sammeln Geld, das für notleidende Kinder weitergeleitet wird.

Als Lohn erhalten die Ministranten in den Häusern auch Süßigkeiten, die am Abend im Pfarrhaus untereinander verteilt werden.


Weitere Aktivitäten

Neben den fünf Bräuchen gibt es noch eine Reihe von anderen Aktivitäten, die mittlerweile schon fast zur Tradition geworden sind, die das Dorfleben bereichern und das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern:

  • Am Donnerstag vor dem heiligen Abend findet jedes Jahr in der Kirche ein Adventsgottesdienst statt, genannt "Rorate", um 6 Uhr in der Frühe. Ohne elektrisches Licht, nur mit Kerzen der Kirche und denen der Gläubigen. Anschließend nimmt man noch ein ausgedehntes, gemütliches Frühstück ein.
  • Oster-, Mai- und Christbaum finden in der Ortsmitte jährlich ihren Platz.
  • Traditionell findet an einem Freitag im November das "Griebekucheesse" statt, das von Watterbachern im Gasthaus Meixner durchgeführt wird.
  • Ein großer, bunter Kappenabend wird jährlich in der närrischen Zeit organisiert.
  • An Silvester wird in gemeinschaftlicher Runde der Jahreswechsel gefeiert.
  • In den Schulferien findet immer Dienstags ein Kinder/Jugendtreff im Pfarrhaus statt.
  • Bei passender Witterung im Winter wird eine Talwiese fürs Schlittschuhlaufen geflutet und als Eisplatte genutzt.
  • In jedem Jahr finden das Sonnwendfeuer, Lindenfest und Wendehammerfest statt.

Eine Vielzahl von Vereinen und Gruppierungen sorgen außerdem im Dorf für Abwechslung, Unterhaltung, und Aktivitäten.