Haus Wolfsbrunn - "s' Watterbacher Schlössle"

Wann wurde es gebaut?

Das Haus Wolfsbrunn wurde an dem seit dem Mittelalter bezeugten „Wolfsbrunnen“ als Land- und Jagdsitz von 1906 – 07 erbaut. Das Gebiet am Ende der sogenannten Wolfsschlucht (Wolfsklinge) gehörte ehemals zum Territorium der Burg Wildenberg, fiel dann unter die Hohheit der Benediktinerabtei Amorbach, kurz unter badischer und leiningscher Herrschaft und kam 1816 zum Königreich Bayern. Der Grund gehörte ehemals zum Besitz des bekannten Watterbacher Hauses (siehe eigene Geschichte) der Familie Robert Haas in Watterbach. Bis 1975 zählte das Haus Wolfsbrunn zur selbstständigen Gemeinde Watterbach, wie auch Breitenbuch, Dörnbach, das Jagdhaus und die Schrahmühle. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Watterbach wie auch Ottorfszell und Preunschen in die Marktgemeinde Kichzell eingegliedert. Die Wiesen unterhalb des Schlosses nennt man „Schwanenwiese“, Watterbacher sagen: „Schwanne“. Wilde Schwäne sollen sich früher in den versumpften Wiesen aufgehalten haben, um sich während ihren langen Reisen auszuruhen. Auch eine Flößerei wurde dort nachgewiesen.

Wer hat es gebaut?

Der Physiker Dr. Richard Küch (1860 – 1915) war der Bauherr. Nach ihm ist in Hanau eine Strasse und das Informations- und Besucherforum benannt. Er erfand damals u.a. das Quarzschmelzverfahren, die Quarzlampe, die ultravioletten Strahlen und die bis dato bekannte künstliche Hanauer Höhensonne (heute würde man dazu Solarium sagen!). Aus dessen Erlös baute er das Haus am Wolfsbrunnen. Der Architekt war Ludwig Venator aus Frankfurt, der in der Schrahmühle einen Gutshof besaß. Richard Küch war öfter zu Besuch bei seinem Freund Venator und lernte so den Odenwald kennen. In diese Gegend musste er sich wohl verliebt haben, denn trotz der abgeschiedenen Lage – die Strasse war noch nicht vorhanden, nur der Weg vorbei am Schloss – und der sehr winterlichen Wolfsschlucht entschloss er sich, dorthin zu bauen. Das benötigte Baumaterial wurde vor Ort abgetragen, be- und verarbeitet, besonders der Sandstein, aus dem der gesamte Bau besteht. Der Baustil ist eine Mischung von traditioneller fränkischer Barockbauweise und Jugendstil-elementen. Ausschliesslich Handwerker aus der engsten Umgebung abeiteten in einer Rekordzeit von nur etwas mehr als einem Jahr daran. Die Tonnenschwere Felsblöcke und der Hang mussten zur damaligen Zeit zu nicht unerheblichen Problemen geführt haben. Elektrischen Strom wurde erst 1944 gelegt und brachte das Ende der Petroleumlampen und auch der Handpumpe der Quelle. Im 2.Weltkrieg bot das Schloss Unterschlupf und Schutz, nicht nur für die Bewohner. Später lebten dort auch Flüchtlinge, wie in den meisten Häusern Watterbachs.

Haus Wolfsbrunn heute

Zurzeit wohnt darin der Enkel von Richard Küch, Prof. Dr. Martinus Emge mit Frau und den drei Kindern. Eine Wohneinheit ist ausserdem ständig vermietet. Immer wieder wurde das Schloss renoviert und Verbesserungen durchgeführt, um den Erhalt zu sichern:

Auch die Sanierung der Aussenfassade und die Erneuerung der Fenster mit den Läden stehen mittelfristig an.

Zum heutigen Anwesen gehören eine Holzhalle sowie ein Quellhaus (Brunnenstube) in der Wolfsklinge, welches früher als Wasserversorgung diente. Auch zählt ein kleines, ca. dreiviertel Hektar grosses Stück Mischwald dazu.

Die Bewohner von damals bis heute

Nach dem Tod von Dr. Richard Küch und dessen Ehefrau Ida, geb. Ziesenis, ging der Besitz an die vier Kinder - der zweiten Generation - über:

Diese vier Kinder bildeten also die Erbengemeinschaft.

Danach wurde Wolfsbrunn an die dritte Generation weitergegeben,

den Enkeln Richard Küch`s:

Da die beiden Augstein Schwestern keine Nachkommen hatten, gehört der heutige Besitz zu allen Teilen Prof. Dr. Martinus Emge. Dessen drei Kinder sind ständig bemüht, Haus Wolfsbrunn zu erhalten und weitere Renovierungen durchzuführen. Immer wieder wurden die Bewohner von Schicksalsschlägen, schwierigen Zeiten, Kriege u.a. heimgesucht:

der viel zu früh verstorbene Erbauer Richard Küch konnte nur noch ein paar Jahre seiner wenigen Freizeit - bedingt als Geschäftsführer der Firma Heraeus in Hanau - im Schloss geniessen, die beiden Weltkriege, die strengen Winter, die mühevolle Wasserentnahme und der ständige Unterhalt der Anlage bereiteten grosse Anstrengungen, um das harte Landleben hier im Odenwald bewältigen zu können. Ausserdem war es zur damaligen Zeit kein Katzensprung, soeben mal von Hanau ins Waldbachtal zu fahren. Zwar besaß Richard Küch das erste Auto von Watterbach, doch war man damals stundenlang unterwegs, heute dauert die Fahrt nur noch eine Stunde

Herzlichen Dank Herrn Dr. Andus Emge für die Überlassung vieler Quellen, Texte und den so wertvollen Bildern, die von seinem Vater, Prof. Dr. Martinus Emge und seinem Urgrossvater, dem Bauherren Dr. Richard Küch verfasst und aufgenommen wurden. Ohne sie wären diese Seiten nicht entstanden. Ausserdem darf angemerkt werden, dass Watterbach und das sich ausdehnende Waldbachtal ohne „s` Watterbacher Schlössle“ um ein Vieles ärmer wäre. Es bleibt zu hoffen, dass Haus Wolfsbrunn noch lange existiert und der Nachwelt erhalten bleibt.      

Noch mehr Informationen unter www.wolfsbrunn.de                    

Bertram Röchner,
Watterbach im Januar 2012